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Erneuerbare Energien: „Es kann Europa gelingen, die Verhältnisse komplett umzukehren“

Prof. Dr. Eicke R. Weber, Physiker und Mitglied des ESG-Beirats der BVT Unternehmensgruppe, über den Markt für erneuerbare Energien.

Herr Professor Weber, Sie sind Mitglied im BVT-Beirat für Nachhaltigkeit. Welche Ziele verfolgt dieser?

Wir engagieren uns dafür, dass das Wirken der BVT Unternehmensgruppe dem großen Ziel dient, die Welt insgesamt auf nachhaltiges Wirtschaften umzustellen. Konkret bedeutet das, dass Investitionsvorhaben anhand von Nachhaltigkeitsprinzipien ausgewählt werden – dass sie also beispielsweise von erneuerbaren Energien oder geschlossenen Wirtschaftskreisläufen getragen sind. Ich engagiere mich sehr gern in diesem Beirat, denn ich weiß: Der BVT-Gründer und -Geschäftsführer Harald von Scharfenberg steht persönlich hinter diesen Zielen. Es geht nicht um Greenwashing, sondern ich spüre hier ein ernsthaftes Commitment, das ich gern unterstütze.

 

„Wir müssen das Ruder drastisch herumreißen – und dafür sind Photovoltaik und Windenergie die Schlüssel.“

 

Als Physiker beschäftigen Sie sich seit Jahren intensiv mit der Photovoltaik. Halten Sie diese immer noch für den Königsweg aus der Klimakrise?

Absolut! Die schnellstmögliche Umstellung auf erneuerbare Energien ist der zentrale Pfeiler für den Klimaschutz. Das betrifft nicht allein die Stromerzeugung, sondern zum Beispiel auch das Transportwesen: Wir müssen komplett weg von fossilen Brennstoffen, und das bis spätestens 2035. Die Flutkatastrophe bei uns und die furchtbaren Brände in Südeuropa zeigen, wie wahnsinnig dringend diese Mission ist. Und ich fürchte, das sind erst die Anfänge. Wir müssen das Ruder drastisch herumreißen – und dafür sind Photovoltaik und Windenergie die Schlüssel.

 

Schon 2012 haben Sie davor gewarnt, dass in Sachen Solarenergie China den Westen abhängt. Leider hat man nicht auf Sie gehört: Inzwischen produziert China drei von vier Solarmodulen, Europa nur eins von 20. Ist diese Entwicklung überhaupt noch umkehrbar?

Unbedingt. Heute umfasst der Markt für Solarenergie etwa 150 Gigawatt pro Jahr, 700 Gigawatt sind global installiert. Gemessen an dem, was wir bei einer konsequenten Umstellung auf regenerative Energien brauchen werden, ist das ist erst ein Embryo. Schon 2025 werden wir bei jährlichen 300 bis 500 Gigawatt liegen, für 2035 rechnen wir mit einem total installierten Volumen von 30.000 bis 50.000 Gigawatt. Vielleicht hilft hier ein Vergleich: Wäre dies die Automobilindustrie, dann befänden wir uns, gemessen am technischen Stand und der Größe des Marktes, aktuell im Jahr 1910. Der Markt steckt also wirklich noch in den Kinderschuhen.

 

„Europa hat sehr gute Chancen, im Bereich der Photovoltaik wieder in Führung zu gehen.“

 

Was bedeutet das für Europa?

Europa hat sehr gute Chancen, im Bereich der Photovoltaik wieder in Führung zu gehen. Was die Technologie angeht, sind wir nach wie vor weltführend. Hinzu kommt, dass die Chinesen die jetzt anstehende Umstellung auf die dritte Generation von Solaranlagen nur zögerlich angehen, weil sie – mal ganz abgesehen vom recht hohen Investitionsaufwand – ihre aktuellen, weniger effizienten Anlagen der zweiten Generation nicht entwerten wollen. Es kann den Europäern deshalb gelingen, innerhalb der nächsten fünf Jahre die Verhältnisse komplett umzukehren. Wir müssen nur endlich den Stier bei den Hörnern packen.

 

Die Abhängigkeit von China ist auch aus ethischen Gründen bedenklich: Der überwiegende Teil der Solarmodule wird in der Provinz Xinjiang produziert, wo es massive Restriktionen gegen die Uiguren gibt. Immer wieder hört man auch von Zwangsarbeit in den Zuliefererbetrieben. Wie gehen Sie im Beirat damit um?

Das ist natürlich Thema im Beirat und spielt auch für unsere Kunden eine immer wichtigere Rolle. Menschenrechtsverletzungen dieser Art sind keinesfalls hinnehmbar. Leider ist es nur sehr schwer kontrollierbar, ob sich ein Unternehmen vor Ort an entsprechende Vorgaben hält. Aber auch aus anderen Gründen sind die Produktionsstätten in Xinjiang problematisch: Der CO²-Fußabdruck ist gigantisch, denn für die Produktion der Solarmodule werden riesige fossile Kraftwerke betrieben. Angesichts des wachsenden Bewusstseins der Menschen für die Bedeutung nachhaltigen Handelns haben wir jetzt eine echte Chance, Europa als Standort für die Zell- und Modulproduktion erheblich zu stärken. Immerhin liegt hier der Anteil an erneuerbaren Energien im Netz bereits bei 50 Prozent, und er wird ständig ausgebaut. Das macht eine Verlagerung der Produktion hierher attraktiv – denn der Trend geht immer stärker in Richtung Ecodesign.

 

„Wer klug ist, wird in den kommenden Jahren Wert auf Investitionen legen, die ökologisch, ökonomisch und auch ethisch nachhaltig sind.“

 

Was raten Sie Anlegern, denen die Nachhaltigkeit ihrer Investitionen am Herzen liegt?

Generell rate ich dazu, sich bei jeder Investition die grundsätzliche Frage zu stellen: Ist sie sinnvoll für die anstehende Transformation unserer Gesellschaft hin zu einem globalen nachhaltigen Wirtschaften und Wirken? Wenn diese Frage mit Ja zu beantworten ist, hat das Vorhaben die besten Aussichten auf Erfolg. Dies betrifft die Ökologie ebenso wie die Ökonomie: Zum Beispiel wird heute niemand, der einigermaßen bei Verstand ist, noch große Summen in die Entwicklung neuer Verbrennungsmotoren investieren. Wir werden den Tipping Point in der Automobilbranche sehr bald erreicht haben, und dann werden diese Modelle nicht mehr verkaufbar sein. Erfreulicherweise gehen ökologischer und ökonomischer Erfolg immer mehr Hand in Hand. Wer klug ist, wird in den kommenden Jahren Wert auf Investitionen legen, die ökologisch, ökonomisch und auch ethisch nachhaltig sind. Es lohnt sich! Die BVT-Gruppe ist diesbezüglich sehr gut aufgestellt, und unser Beirat steht den Anlegern jederzeit gern zur Seite.

 

Prof. Dr. Eicke Weber promovierte 1976 an der Universität zu Köln in Physik, seine Habilitation folgte 1983 ebendort. Er war viele Jahre Professor an der University of California in Berkeley, bis er einem Ruf der Fraunhofer-Gesellschaft folgte: Von Juli 2006 bis Dezember 2016 leitete er das Fraunhofer-Institut für Solare Energie¬systeme (ISE) in Freiburg. Neben seiner Position als Direktor des ISE war er Inhaber des Lehrstuhls für Physik/Solarenergie der Universität Freiburg. Er ist heute ehrenamtlich als Präsident des European Solar Manufacturing Council tätig.

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