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„Nachhaltiges Bauen wird oft missverstanden“

Nachhaltigkeit liegt voll im Trend – auch und gerade bei den Immobilien. Ein Gespräch mit der Bauingenieurin Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.

 

Frau Dr. Lemaitre, oft ist heute von blauer statt grüner Ökologie die Rede. Der Nachhaltigkeitsbegriff hat sich verstärkt gewandelt. Inwiefern betrifft das die Baubranche?

Ich würde nicht sagen, dass sich der Nachhaltigkeitsbegriff gewandelt hat, sondern dass andere Themen ins öffentliche Bewusstsein gelangen, weil sie spürbar werden. Nachhaltigkeit vereint schon immer die drei Säulen Mensch, Natur und Ökonomie. Themen wie Biodiversität, ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen, das langfristige Bauen für den Menschen und weitere Aspekte sind schon immer immanenter Bestandteil dieser ganzheitlichen Denkweise. 2022 trifft sich die Weltgemeinschaft bereits zum 27. Mal auf der Weltklimakonferenz, und das Thema Biodiversität jährte sich Ende 2021 bereits zum 15. Mal. Die Themen sind alle schon lange bekannt, aber jetzt werden sie langsam Realität. Nehmen wir das Beispiel Wasser. In unserem Zertifizierungssystem für nachhaltige Gebäude und Quartiere haben wir das Thema Wasser schon seit 2009 verankert. Da hieß es noch, man brauche dieses Thema in Deutschland nicht. Heute stehen wir der Wasserknappheit gegenüber und plötzlich bekommt Wasser eine andere Wertigkeit. Leider kann man dann oft nur noch reagieren, das ist traurig.

 

Gleichzeitig erleben wir aufgrund der geopolitischen Lage eine spürbare Teuerung in nahezu allen Lebensbereichen. Wird nachhaltiges Bauen zum Luxus?

Falsches nachhaltiges Bauen bestimmt. Nachhaltiges Bauen wird leider oft missverstanden und schlägt sich dann in bestimmten Nachhaltigkeitsgimmicks nieder, die nach außen wirken – wie beispielsweise Holz um jeden Preis oder Fassadenbegrünung um jeden Preis. Wenn in Dubai etwaige Häuser mit Fassadenbegrünung entstehen, kann man sich denken, was das an Unterhalt kosten könnte. Richtiges nachhaltiges Bauen mit dem Blick auf die klimatischen und kulturellen Bedingungen, den Standort und die langfristige Nutzung sorgt nachher für niedrige Unterhaltskosten und Werterhalt.

 

Wie wird sich die Nachfrage nach mehr Nachhaltigkeit aus Ihrer Sicht auf die Bau- und Immobilienbranche auswirken?

Sie wird sicherlich für mehr Transparenz sorgen – das zeigt sich ja schon heute in der EU-Taxonomie und der Offenlegungsverordnung, die die Nachhaltigkeitsaspekte bei Immobilien offenlegt. Das zeigt sich aber auch in der zunehmenden Nachfrage durch Planende nach Materialeigenschaften, die die Nachhaltigkeit des Gebäudes beeinflussen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Wissensvermittlung – das spüren wir derzeit in unserer Fort- und Weiterbildungsplattform, der DGNB Akademie. Noch nie war die Nachfrage nach Expertise zum nachhaltigen Bauen so hoch. Sicherlich werden auch gewisse Materialien, die ein materialgerechtes Bauen im Sinne der Nachhaltigkeit ermöglichen, mehr nachgefragt werden und andere zurückgehen. Transformation bedeutet Veränderung. Wer sich frühzeitig mit den Themen der Nachhaltigkeit auseinandersetzt, wird profitieren.

 

Wo sehen Sie die dringendsten Aufgaben der Branche? Und wo die der Politik?

Ich sage es immer wieder: Wir müssen einfach anfangen. Wir müssen raus aus dem ewigen Diskutieren und Erforschen und ganz pragmatisch handeln. Das Wissen ist da. Wir können heute wirtschaftlich Gebäude bauen, die klimapositiv sind und im Einklang stehen mit Mensch und Umwelt. Die Politik sollte die Komplexität des Bauens zulassen und sich thematisch auf das konzentrieren, was den großen Hebel hat. Lebenszyklusbetrachtung, Bestand erhalten, ganzheitliche Nachhaltigkeit. Ich wünsche mir, dass sie sich von denjenigen, die Ahnung haben, auch beraten lässt.

 

Was raten Sie Anlegern, die in nachhaltige Immobilienprojekte investieren wollen?

In nachgewiesen nachhaltige Immobilienprojekte zu investieren, ist alternativlos die richtige Entscheidung. Anleger sollten dabei unbedingt auf unabhängige Verifikationen achten, wie beispielsweise die DGNB-Zertifizierung, die die Kriterien der EU-Taxonomie mit abdeckt.

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