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Smart Infrastructure: „Ich erwarte eine enorme Modernisierungswelle“

Dr. Carsten Liesener, CEO bei Siemens Smart Infrastructure in Europa und Mitglied des Beirats für Nachhaltigkeit der BVT Unternehmensgruppe, über smarte Technologien und deren Bedeutung für den Klimaschutz.

Herr Dr. Liesener, Sie arbeiten im Bereich „Smart Infrastructure“. Wie steht es insgesamt um die Intelligenz der Infrastruktur in Deutschland – auch im Vergleich zu anderen Industrienationen?

Ich gehe davon aus, dass bislang gerade einmal 5 Prozent unserer Gebäude und Infrastruktur intelligent sind – was natürlich auch an dem hohen Anteil an Bestandsimmobilien liegt, die über keinerlei Automatisierung verfügen. Intelligente Systeme finden wir aktuell vor allem in Leuchtturmprojekten wie dem Expo-Gelände in Dubai, wo Siemens auf einem eigens dafür erschlossenen Gelände, doppelt so groß wie Monaco, mehr als 130 Gebäude digital vernetzt hat. Mit der Siemens-Technologie können die Expo-Manager Betriebsabläufe optimieren, Emissionen reduzieren, Wasser und Energie sparen sowie Komfort und Sicherheit für die Besucher erhöhen. Sie erhalten in Echtzeit Zugriff auf Daten und Analysefunktionen, die ihnen dabei helfen, bessere Entscheidungen zu treffen, etwa zur Optimierung der Energieeffizienz in Gebäuden oder des Verbrauchs in Bewässerungssystemen.

Das ist momentan noch ein Blick in die Zukunft. Ich erwarte jedoch für Deutschland und Europa eine enorme Modernisierungswelle, ausgelöst durch den jetzt verabschiedeten European Green Deal. Die dadurch zur Verfügung stehenden Fördermittel, aber auch die angedachten Sanktionen, wenn Marktteilnehmer beispielsweise die Klimaziele nach der Taxonomie nicht einhalten, werden die Entwicklung maßgeblich vorantreiben.

 

Gebäude in Europa verbrauchen mehr Energie und verursachen mehr Treibhausgasemissionen als jede andere Sparte. 

 

»Smart« ist eine Art geflügeltes Wort geworden. Was damit oft gemeint ist: Nachhaltigkeit. Was sind konkrete Anwendungsgebiete smarter Technologien, die der Nachhaltigkeit dienen?

„Smarte“ Infrastrukturen umfassen viele Bereiche unseres Lebens, zum Beispiel auch das Transportwesen und das Gesundheitsmanagement. Aber weil Gebäude in Europa nach wie vor 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen verursachen – mehr als jede andere Sparte –, konzentriert sich die Entwicklung neuer Technologien sehr stark auf diesen Bereich. Indem wir klimaneutrale Gebäude schaffen, leisten wir einen erheblichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Darüber hinaus ist die Vernetzung ein wichtiger Bereich smarter Infrastrukturen. Denn wenn immer mehr dezentrale Energiesysteme entstehen und eigentlich jeder zum „Prosumer“ werden kann, brauchen wir besonders stabile Netzwerke.

Klimaschutz ist ein wichtiges Bedürfnis, das smarte Technologien erfüllen, unser Umgang mit dem demografischen Wandel ein weiteres. Was müssen intelligente Gebäude in Zukunft noch leisten?

Der Klimaschutz ist und bleibt sicher das Thema Nummer eins – auch vor dem Hintergrund, dass laut UN-Prognosen bis 2050 die Weltbevölkerung auf 10 Milliarden anwachsen wird, von denen 80 Prozent in Städten leben werden. Darüber hinaus müssen wir die Sicherheit im Blick haben, also etwa den Brandschutz, die Videoüberwachung und Zugangskontrollen. Und schließlich geht es immer auch um den konkreten Zweck, den ein Gebäude erfüllt. Siemens erarbeitet zusammen mit den Kunden spezifische Lösungen für spezielle Bedürfnisse. So kann beispielsweise eine Einrichtung für betreutes Wohnen mit Fußböden ausgestattet werden, die erkennen, wenn jemand stürzt, und dann einen Notruf absenden. Ein Firmengebäude kann so eingerichtet werden, dass im Falle eines Brandes die Evakuierungsmaßnahmen daran angepasst sind, wo sich zum jeweiligen Zeitpunkt normalerweise die meisten Mitarbeitenden aufhalten. Oder man kann per smarter Technologie in Konferenzräumen Licht und Temperatur für alle Teilnehmenden individuell regeln und so das Wohlbefinden und die Produktivität steigern. Smarte Technologien sind sehr flexibel einsetzbar.

 

Die Menschen haben die Notwendigkeit erkannt und investieren in den Wandel.

 

Smarte Gebäude, Internet of Things etc. sind bislang eher Luxus. Wann werden diese Technologien für die breite Masse bezahl- und nutzbar sein?

Es ist davon auszugehen, dass jetzt dank der starken Anreize eine enorme Beschleunigung einsetzen wird. Smarte Technologien, die bisher vor allem in Leuchtturmprojekten zu sehen sind, werden mithilfe der nun abrufbaren EU-Fördermittel in die Breite getragen. Neben der zu erwartenden Modernisierungswelle werden auch weiterhin „Performance-Contracting-Projekte“ dazu beitragen, wie Siemens sie anbietet: Dabei finanzieren sich Maßnahmen komplett durch die dadurch erzielten Energieeinsparungen, sie sind damit budgetneutral. Im Bereich Residential sind es vor allem die vielen kreativen Start-ups, die einfache und bezahlbare, aber sehr effiziente Lösungen entwickeln. Hier sehen wir aktuell einen starken Anstieg an Private Equity – die Menschen haben die Notwendigkeit erkannt und investieren in den Wandel.

Wenn Menschen jetzt in Immobilienprojekte investieren wollen: Was sollte dabei im Hinblick auf smarte Infrastrukturen auf keinen Fall fehlen?

Aus meiner Sicht steht das Thema Nachhaltigkeit an erster Stelle – beim Bau, in Bezug auf die Energieeffizienz und auch hinsichtlich des CO2-Ausstoßes. Das bedeutet: Für Neubauten muss es hierzu einen klaren Plan geben, für Bestandsgebäude muss volle Transparenz darüber herrschen, wie der momentane Zustand ist und wo man in Sachen Klimaneutralität hinwill. Darüber hinaus sind weitere Aspekte wie die Sicherheit und der Brandschutz wichtig. Es sollte ein ganzheitliches smartes Konzept vorliegen, das das Gebäude in seiner Gesamtheit betrachtet.

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