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„77 Prozent der Studienteilnehmer wollen ihre Positionen bei Alternative Investments ausbauen“

Die artis-Studie zeigt: Institutionelle Investoren setzen verstärkt auf Alternative Investments, während Immobilien an Bedeutung verlieren. Infrastruktur und Erneuerbare im Fokus – BVT im Gespräch mit Sebastian Thürmer.

Herr Thürmer, Sie haben 2025 bereits zum fünften Mal Ihre jährliche Studie durchgeführt. Welche neuen Erkenntnisse konnten Sie gewinnen?
Auch 2025 durften wir 52 Teilnehmer nach den aktuellen Anlagebedürfnissen befragen, die insgesamt 1,03 Billionen Euro an Kapitalanlagen verwalten. Unter den Teilnehmern dominierten die Unternehmen der Assekuranz sowie die Altersvorsorgeunternehmen, welche 60 Prozent ausmachten. Es waren aber auch Stiftungen, Kirchen, Industrieunternehmen, Family Offices sowie Banken und Sparkassen unter den Befragten. 14 Prozent der Anleger wollen demnach 2025 ihre Immobilienquote ausbauen. 2024 waren es nur noch fünf Prozent, was einem deutlichen Absturz gegenüber den 2023er Werten von 31 Prozent entsprach. Bei den favorisierten Nutzungsarten liegen Wohnimmobilien mit 60 Prozent weit vorne. Die starken Preisrückgänge der vergangenen Jahre sowie die derzeit aktuellen Rahmenbedingungen sind gute Kaufargumente. 77 Prozent der befragten Studienteilnehmer wollen 2025 ihre Positionen bei Alternative Investments ausbauen. Dies entspricht einem deutlichen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Besonders favorisiert werden Infrastrukturinvestments sowie immer noch Erneuerbare. Mit einigem Abstand folgen Private Debt und Private Equity.

Wie bewerten Sie die Entwicklung bei Erneuerbaren Energien?
Erneuerbare Energien liegen laut unserer Studie mit beachtlichen 52 Prozent bei geplanten Investitionen immer noch im Fokus der Institutionellen. Nur Infrastructure Equity ist mit 64 Prozent noch mehr gefragt. Deshalb bleiben die Perspektiven positiv. In den letzten Jahren ist mehr Wettbewerb bei den Alternativen zu beobachten. Die neue Produktgeneration geht mehr auf die zukünftigen Anlegerbedürfnisse ein. Institutionelle Anleger investieren mittlerweile auch in Projektentwicklungen im Late-Stage-Bereich. Dafür spricht nicht nur eine höhere Rendite, sondern auch entsprechender Projekteinfluss. Ebenso steigt das Interesse an Hybridparks, der Kombination von Wind- und Solarparks. Professionelle Anleger sind mit dem Thema „Altobjekte“ bestens vertraut. Hier ergeben sich Anlageopportunitäten im Repowering, also der Installation neuer Module in bereits aktiven Anlagen. Das bedeutendste Thema für die nächsten Jahre sind aber Speichersysteme zur Überbrückung von Dunkelflauten. Marktanalysten von Bloomberg/NEF erwarten bei den weltweiten Speicherkapazitäten bis 2030 ein Wachstum von mehr als 20 Prozent p.a.

Laut Ihrer Studie planen 50 Prozent der institutionellen Anleger energetische Sanierungen in ihrem Immobilienbestand. Ist diese Zahl für Sie enttäuschend?
Auf den ersten Blick mögen die 50 Prozent vielleicht enttäuschen, aber im internationalen Vergleich nimmt dieser Wert durchaus eine Spitzenstellung ein. Es kann auch nicht jede Immobilie energetisch saniert werden. In der Regel betreffen die Sanierungen Wohnbestände. Gewerbliche Objekte wie Büros oder Handelsimmobilien sind bis heute nicht sonderlich langlebig und werden bei veränderten Marktbedürfnissen oft durch Neubauten mit nachhaltigerer Ausstattung ersetzt.

Wie bewerten Sie aktuell die Situation bei Büroimmobilien?
Büroimmobilien waren bei institutionellen Investoren bis vor 20 Jahren mit über 80 Prozent die wichtigste Nutzungsart im Portfolio. Dann begannen viele Investoren nach Nutzungsarten breiter zu diversifizieren, um Risiken zu minimieren und Gesamtportfoliorenditen zu optimieren. Über 75 Prozent der Büroimmobilien gelten heute als veraltet. Fast 60 Prozent der Liegenschaften in Deutschland sind über 30 Jahre alt und weniger als zehn Prozent wurden in den vergangenen Jahren neu errichtet. Ein Großteil der Bürobestände muss modernisiert werden, um den derzeitigen Umweltstandards zu entsprechen.

Welche Bedeutung haben Private Debt-Anlagen nach den starken Korrekturen?
Bei Private Debt-Anlagen geht es um Immobilien-, Infrastruktur- und Unternehmensfinanzierungen. Die angesprochenen Korrekturen, also Abschreibungen und Wertberichtigungen, betrafen in den letzten zwei Jahren hauptsächlich das Immobiliensegment, analog zu den Preisveränderungen der Immobilienmärkte und dem starken Anstieg der Baustoffpreise. Hier scheint aber der Tiefpunkt erreicht zu sein. Erste institutionelle Anleger gehen auf Schnäppchenjagd, da sie bei den Wertberichtigungen auf einen Umkehreffekt setzen. Der breite Markt wird womöglich erst in ein bis zwei Jahren Aufstockungen tätigen. 36 Prozent aller von uns befragten Anleger denken grundsätzlich über Aufstockungen im Private Debt-Bereich nach. Besonders Unternehmensfinanzierungen stoßen derzeit auf großes Interesse, während Infrastruktur- und Immobilienkredite etwas hinterherhinken.

Bei welchen Kapitalanlageentscheidungen werden Nachhaltigkeitsaspekte besonders berücksichtigt?
In der Regel geschieht dies bei neuen Immobilien-, Private Debt-, Infrastructure Equity- und Erneuerbaren Energien-Investments, weniger bei Private Equity- oder liquiden Anlagen. 9 Prozent investieren über alle Assetklassen hinweg nur noch in nachhaltige Kapitalanlagen, dabei handelt es sich eher um kirchliche Einrichtungen oder Stiftungen. Über 60 Prozent der befragten Teilnehmer sind wählerischer und machen dies von der jeweiligen Assetklasse abhängig.

Zum Interview-Partner:
Sebastian Thürmer ist geschäftsführender Gesellschafter der artis Institutional Capital Management GmbH in Frankfurt am Main. artis ist ein unabhängiger Placement Agent und Consultant für institutionelle Anleger in der D-A-CH-Region mit der ausschließlichen Ausrichtung auf Immobilien und Alternative Investments. Seine Schwerpunkte sind die Eigenkapitalgenerierung für Produktinitiatoren sowie die Allokationsberatung für institutionelle Investoren. Die Studie „Präferenzen institutioneller Anleger bei Immobilien und Alternativen Investments 2025“ kann digital unter info@artis-icm.de angefordert werden.

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