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Energiewende im Zeitraffer

Warum die Pakistaner ihre Stromversorgung selbst in die Hand nehmen

Für weltweites Aufsehen sorgt derzeit der schier explodierende Ausbau der pakistanischen Solarstromkapazitäten. Getrieben wird er nicht von Investoren und Energieunternehmen, sondern dezentral von der Bevölkerung. Die sieht sich nicht nur mit zunehmenden Hitzewellen konfrontiert, die in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit zu einer tödlichen Gefahr werden. Sie muss auch immer wieder Stromausfälle hinnehmen, denn die auf Kohle und vermehrt Flüssiggas basierende staatliche Energieversorgung ist von Misswirtschaft geprägt. 

Dadurch steigt das Risiko, dass die vielen Klimaanlagen gerade an besonders heißen Tagen – mehr als 50 Grad Celsius sind auf dem indischen Subkontinent keine Seltenheit mehr – das Stromnetz in die Knie zwingen. Um dann nicht schutzlos der Hitze ausgeliefert zu sein, produzieren die Menschen ihre (Kühlungs-)Energie eben selbst. Der kontinuierliche Preisverfall bei chinesischen Solarmodulen und Speicherbatterien macht es möglich. Er verschafft auch jenen etwa 40 Millionen Pakistanern nach und nach verlässlichen Zugang zu Elektrizität, die über gar keinen regulären Netzanschluss verfügen. 

Die Unternehmen im Land wiederum, insbesondere die Industrie, nutzen Photovoltaikanlagen, um störungsfrei produzieren zu können. Und nicht zuletzt zahlt auch die immense Strompreisinflation als weiterer Treiber auf die dynamische Energiewende ein: Innerhalb von drei Jahren hat sich die Kilowattstunde um rund 155 Prozent verteuert. 

Von 0,6 auf 17 in zwei Jahren
In der Folge hat sich Sonnenstrom innerhalb weniger Jahre zu einem tragenden Pfeiler der pakistanischen Energieversorgung entwickelt. Noch 2022 gehörte er nach Zahlen der Regierung mit einer Kapazität von 0,6 Gigawatt zur Kategorie „unter ferner liefen“; insgesamt standen damals 41 Gigawatt zur Verfügung. Bis 2024 wuchs die Solarstromkapazität dann auf etwa 17 Gigawatt an – also über 28 Mal so viel wie zwei Jahre zuvor. 

Mittlerweile steuert diese nachhaltige Energiequelle nach Erhebungen von Ember Energy mehr als ein Viertel zur pakistanischen Stromproduktion bei. Damit gehört das Land zur globalen Speerspitze in der Sonnenkraftnutzung. Nach Meinung von Branchenbeobachtern dürfte es vielen Schwellen- und Entwicklungsländern als Vorbild dienen. Denn viele von ihnen stehen vor einer ähnlichen Ausgangslage: Sonnenstrahlung gibt es im Übermaß, Stromversorgungssicherheit hingegen kaum. Das gilt etwa auch für den Irak, der im August mit einem totalen Blackout mitten in einer Hitzewelle für Schlagzeilen sorgte. Auch seine Bürger werden vermutlich eine „Energiewende von unten“ forcieren.

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